Wat Kaal Vam Ebbe Mejnt
Karl vom Ebbe auf dem Musikalischen Heimatabend
in der Stadthalle Meinerzhagen 1981
zum offiziellen Auftakt des 400jährigen Jubiläums der Schützengesellschaft Meinerzhagen im Jahre 1982
400 Jahre – das ist eine lange Zeit.
Der Weg bis hierher, der war holprig und weit.
400 Jahre mit Donner und Blitzen,
über 400 Jahre gibt es Meinerzhagener Schützen.
Das ist Grund genug – und wer versteht es wohl nicht,
dass wir da auch ein bisschen stolz drauf sind.
Wo findet man eine Gesellschaft auf dieser Welt,
die 400 Jahre zusammenhält?
Wenn‘s möglich wäre: In diese geladene Runde
gehörten die Schützen der ersten Stunde.
Die haben sich damals zusammen geschlossen –
Warum? – Die hatten noch Mumm in den Knochen.
Die standen beieinander mit Bangen und Hoffen
und haben nicht nur Bier und Wermut gesoffen.
Freude war selten bei der damaligen Not,
und es ging dabei oft um Leben und Tod.
Wer Schütze war, damals vor 400 Jahren,
der musste sich durchschlagen mit Haut und mit Haaren,
im Blauleinen-Kittel mit speckigen Mützen
traten sie an, unsere Heimat zu schützen.
Groß war es nicht, was sie Meinerzhagen nannten,
wo alle nasenlang die Häuser abbrannten.
Gesindel zog durch die erbärmlichen Straßen,
die Bagagen wollten alles mitgehen lassen.
Hätten damals die Schützen nicht Stand gehalten,
die heimischen Burschen, die Jungen und Alten,
hätten sie nicht immer nach Schützenart
die fremden Völker gründlich verdroschen –
wir säßen hier nicht in diesen gigantischen Hallen.
Meinerzhagen wär längst unter die Räuber gefallen.
Die ganze Entwicklung, die man hier registriert,
wär’ im Grunde genommen überhaupt nicht passiert.
Wenn man darüber nachdenkt, ist es nicht zu begreifen,
das Gelände von *Fuchs wäre eine saure Wiese.
Wo die Sparkasse steht mit ihrem vielen Geld,
da hätt’ ein Bauer aus Valbert sein Kartoffelfeld.
Hier unten an der Volme, wo der „Globus“ steht,
wo es immer drunter und drüber geht,
da wüchsen Büsche von Ochsenzungen,
durch das struppige Gras kämen die Hasen gesprungen.
Was für uns hier in Meinerzhagen ist lieb und wert,
das alles zusammen hätten wir nicht kennen gelernt.
Vom Bürgermeister hörten wir nicht einen Ton,
am Elend wäre keine Bahnstation,
über uns bräuchte die Zeitung kein Wort zu schreiben,
müsste keinen Stadtrat in die Enge treiben,
keiner wäre da, der die Glocken läutete,
und es träumte keiner von Bichtemanns Pütt.
Das Schlimmste aber wäre in dieser Situation:
wo bliebe unsere schöne alte Tradition,
wo bliebe unser Fest, wenn die Schützen beben,
und Meinerzhagen dabei aus den Angeln heben?
Wo bliebe für uns alle in diesem Moment
das Verstehen und die Freunde an unserer heimischen Welt?
Dieser Abend ist da, um zu bilanzieren;
noch einmal sollen sich die Schützen versprechen,
was 400 Jahre in Meinerzhagen steht,
dass dies bei unseren Kindern nicht untergeht.
So, ich höre nun auf, hier herumzukramen.
Ich meine, es wäre richtig, noch einen zu blasen
von den Leuten, die was von der Sache verstehen,
die es sich an diesen Abend nicht nehmen lassen,
die Ouvertüre zum Festjahr zuspielen,
auf dass es nebelt und dampft auf unseren Dielen.
„Die Sauerländer“ warten auf einen Wink
von ihrem lebhaften Dirigenten, unserm *Walter Mink.
Und wer hört nicht gerne den Bass und Tenor
vom Winzenberger Männerchor?
Sie singen so schön wie `ne Nachtigal
und das schon 75 Jahre lang.
Hätten wir an diesem Abend 'n Hut noch auf,
die Jagdhornbläser bliesen ihn uns vom Kopf.
Ich hab es erlebt, dass bei dem ersten Tut
der ganze Saal zusammenzuckt.
Wenn die Bläser akurat auf der Bühne stehen.
dann weiß man, nun kommt *Harald Ackerschott.
Zum Schluss aber bleibt mir ein Dankeswort
an das, was uns hält, unseren Königsstaat.
Was wäre unser Fest ohne Majestäten.
was wär dann der Hof, wenn die nicht da säßen?
Die den Lorbeerkranz tragen um die grünen Mützen,
die sitzen hoch auf dem Schild der Schützen.
Hier sitzen sie zusammen auch mit weißen Haaren
zum soundsovielen Mal in den 400 Jahren.
Und sollte uns die Zeit auch noch so treiben,
sie ist es wert, noch Schütze zu bleiben.
In einer Welt, wo so vieles auf dem Kopf steht,
wo es überall drunter und drüber geht,
wo der eine will hü, der andere will hott,
und die sich wie Kinder an die Köpfe schlagen;
in einer Welt, die weiß, mit unserer bombigen Art
sitzen wir alle zusammen auf einem Pulverfass.
Darum bleibe Schütze, so wie es dir gefällt,
und schütze noch lange unsere schöne Welt.