Essen und Trinken im Sauerland des Karl vom Ebbe

Drinken - Trinken

Gängige Alltagsgetränke waren neben der Milch (Plundermilch) und dem Kaffee mit Wasser verdünnte und als Sirup eingemachte Obstsäfte (Himbeer-, Brombeer-, Holundersaft). Zu den Hauptmahlzeiten gab es nur kalte Getränke. Es wurde sehr viel Wasser getrunken (von Pumpe oder Wasserhahn oder aus Bächen). Alkoholische Getränke konsumierten die Menschen an den Werktagen weit weniger als heute – lässt man die Ernteperioden außer Acht. Eine Ausnahme bildete lediglich der Branntwein, den jeder bäuerliche Haushalt in großen Flaschen besonders für die Erntehelfer bereit hielt. An Festtagen sah das anders aus. Hier kam neben dem Bier und Schnaps auch Wein zum Ausschank. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg fand das Flaschenbier verstärkt seinen Weg in die Haushalte. Auch der Bohnenkaffeekonsum war in dieser Zeit äußerst bescheiden. An den Werktagen kamen ausschließlich Kaffeesurrogate in Form des Korn- bzw. Malzkaffees auf den Tisch. Wer diesen Kaffee nicht als Markenprodukt kaufte („Caro“, „Kornfranck“, „Kathreiner“) – und das war sicher überwiegend der Fall – brannte ihn selbst aus Roggen und Gerste sowie aus Zichorien. Das fertige Zichorienpulver vermischte man mit dem Kornkaffee. Aus der in Deutschland wild wachsenden und in vielen Gärten des Sauerlandes angebauten Zichorie wurden die Wurzeln zerschnitten, im Backofen getrocknet, gemahlen und anschließend im Backofen in einer speziellen Trommel gebrannt. Bohnenkaffee trank man nur an Sonn- und Festtagen, wobei er nachmittags immer, morgens dagegen nur gelegentlich serviert wurde.

 

Wermut / Wermeu

Zubereitung

Wie Wermut hergestellt wird, können und wollen wir nicht verraten, dass ist  Betriebs- geheimnis - etwa der Firma Krugmann in Meinerzhagen, deren Wermut Karl vom Ebbe gerne und häufig zu sich genommen hat. 

Wermut (in anderen Ländern auch Vermouth genannt) ist ein mit Gewürzen und Kräutern aromatisierter und aufge-spriteter Wein.

Die benötigten Weißwein-trauben werden schonend gepreßt, so daß möglichst wenig Gerbstoffe in den Most gelangen. Der vergorene Most wird geklärt und muß einige Zeit reifen. Zwischenzeitlich wird der Kräuterextrakt angesetzt, indem die Kräuter mitsamt Wurzeln für ein bis zwei Wochen in einem Gemisch aus Alkohol und Wein verbleiben, das ihr Aroma weitgehend aufnimmt. Zu den verwendeten Pflanzen gehören neben dem namensgebenden Wermutkraut (Artemisia absinthium) ungefähr fünfzig andere. Welche das sind, verrät kein Hersteller.

Dem Grundwein wird neben den Kräutern neutraler Alkohol zugesetzt (das dient der Stabilisierung) und Zucker. Süßer Wermut ("lieblich"; meist aus Italien) hat 15 bis 16 Volumenprozente Alkohol und enthält 140 bis 160 g Zucker pro Liter, trockener Wermut (überwiegend aus Frankreich) enthält rund 40 g Zucker pro Liter und hat 18%vol Alkohol.

Krugmanns Wermeu hat 32 %vol Alkohol.

Das fertig gemischte Produkt muß noch einige Zeit lagern, damit sich die Geschmacks-stoffe harmonisch miteinander verbinden. Die Lagerzeit dauert drei bis vier Monate, kann aber auch bis zu 18 Monate betragen. 

Die Rezeptur stammt aus Norditalien. Mit dem Zusatz von Kräutern sollten ursprünglich unangenehme Aromen billiger Weine übertönt werden.

Wermut / Wermeu
Wermut / Wermeu

Zutaten

Weißweinmost
neutraler Alkohol
Zucker

Wermutkraut  (Artemisia absinthium) sowie Aloe, Angelica, Ceylon-Zimt, Kardamon, Koriander, Gewürznelken, Majoran,
Oregano, Bitterorange, Chinarinde, Bohnenkraut, Thymian, Vanillezucker

"Wermeu", wie Karl vom Ebbe zum Wermut sagt, wird in Meinerzhagen, wenn sich die Zeit des Schützenfests alle zwei Jahre nähert, auch als "Fahnenwasser" bezeichnet. Es ist - oder war zumindest - das Leib- und Magengetränk der Mitglieder der Fahnengruppe der Schützengesellschaft Meinerzhagen