Wat Kaal Vam Ebbe Mejnt

Grußwort auf dem Kreisheimattag in Meinerzhagen 1980

Nun sitzen sie da, die Leut’ aus dem märkischen Land,

da wo Eichen und Eisen wachsen, –
und Meinerzhagen ist außer Rand und Band
und ist froh, dass alles so passt.

Was die Menschen heut nach Meinerzhagen zieht,
ist unsre Heimat im Sonnenschein,
sie ist’s wert, dass man sie sich mal näher besieht,
und alle sollen hier unsere Gäste sein.

Unsren Gruß riefe ich gern jedem Einzelnen zu
und nähm ihn dabei in die Arme,
dass lässt aber unsere Zeit nicht mehr zu,
drum sag ich nur: „Guten Morgen zusammen“.

Bleibt noch ein bisschen in unsrer Heimatstadt,
macht euch noch ein paar schöne Stunden
und sprecht, wenn es geht, noch ein paar Worte platt,
beim Bier in gemütlichen Runden.

Ein paar Sätz’ aber möchte ich jedem noch sagen,
man kann sie auch gleich wieder vergessen,
ich will mich mit keinem darüber streiten,
wo die Heimat noch ist in all unseren Herzen.

Groß ist die Welt und kurz ist dein Leben,
du glaubst, du müsstest dich doppelt schlagen
und könntest die Welt aus den Angeln heben,
es müsste immer noch schneller gehn.

Du springst und hechelst, bist immer am Wühlen,
Dich treibt die Zeit, das hört nicht mehr auf –
und bald, dann kannst auch du nichts mehr fühlen,
nicht einmal mehr dein eigenes Brett vor’m Kopf.

So ab und zu mal mit deinem Nachbarn sprechen,
und wären es bloß ein paar Worte,
du kannst es nicht, du bezahlst deine Steuern
und kassierst die Groschen um jeden Zoll.

Dich treibt die Zeit, und sie fragt dich nicht:
Warst du mit allem zufrieden?
Und eines Tages ist sie mit dir quitt,
dann hast du nichts mehr zu kriegen.

Du hattest keine Zeit, dich mal umzusehen,
dich einen Augenblick zu besinnen
an deine Heimat, als die Welt noch für dich war so klein,
zwischen alten Mauern und Zinnen.

So oft war deine Heimat in deiner kindlichen Not
dein Trost, den hast du beim Heulen gefunden –
und deine Mutter brachte dann alles ins Lot
und hat dir die ersten Wunden verbunden.

Die Heimat, sie hat dich das Sprechen gelehrt,
deiner Sprache gab sie ihren heimischen Klang.
Was die Welt auch immer durch deine Zunge hört,
bleibt Zeugnis deiner Heimat dein Leben lang.

Auch wenn dich die Zeit mit nach oben spühlt,
denk nicht bloß an Macht und an Geld,
denk auch an deine Heimat – die mit dir fühlt,
und bleibe MENSCH – in dieser knauserigen Welt.

Bürgermeister Jürgen Pietsch begrüßt  die Gäste des Kreisheimattages 1980
Bürgermeister Jürgen Pietsch begrüßt die Gäste des Kreisheimattages 1980